MDR beim Torgauer Tafel e.V.

Tafeln in Sachsen – Mehr Bedürftige, aber zu wenige Helfer

Mehrere Menschen stehen an einem Tisch und sortieren Lebensmittel.
Bildrechte: MDR/Roland Kühnke

Angesichts der steigenden Zahl von Bedürftigen fehlt es den Tafeln in Sachsen an ehrenamtlichen Helfern. “Vor allem Fahrer für die Liefer- und Kühlfahrzeuge sind rar”, sagt Matthias Thomas, Sprecher des Landesverbandes Sächsische Tafeln. Um die Waren in den Supermärkten einzusammeln, müssten diese teils zweimal täglich angesteuert werden. “Das alles ehrenamtlich abzudecken, ist kaum noch möglich”, so Thomas.

Derzeit seien für die Tafeln in Sachsen rund 1.500 ehrenamtliche Helfer im Einsatz – viele vor allem bei der Warenausgabe. Damit die gespendeten Lebensmittel aus den Supermärkten überhaupt ausgegeben werden können, bedürfe es aber mehr Personal. Die kürzlich von der Landesregierung erstmals zugesicherte Unterstützung für die kommenden beiden Jahre in Höhe von 400.000 Euro werde für Sachleistungen wie Miete für Lagerhallen oder die Anschaffung neuer Kühlfahrzeuge gebraucht. “Viel besser wäre aber Personal”, so Thomas.

Logistisches Problem

Eine Frau steckt eine Pinnadel in eine Karte, die an der Wand hängt.
Helga Woy zeigt auf einer Karte das Einzugsgebiet der Torgauer Tafel. Bildrechte: MDR/Roland Kühnke

Mit diesen Problemen hat auch die Tafel in Torgau zu kämpfen. Der Verein selbst hat 31 Mitglieder, darunter 22 ehrenamtliche Helfer und sechs Bundesfreiwilligendienstleistende. “Allerdings haben wir nur zwei Fahrer, die jedes Mal eine enorme Route zu bewältigen haben”, sagt Helga Woy. Sie ist Schatzmeisterin und wird von allen als die gute Seele im Torgauer Verein bezeichnet. Als Rentnerin kommt sie mit ihrem Mann täglich von Leipzig nach Torgau, um die Helfer bei der Arbeit zu unterstützen.

Am Morgen, sagt Helga Woy, werden die Disounter im Umkreis abgefahren und die Waren in das Kühlfahrzeug geladen. Dann bringen die Fahrer alles nach Torgau, wo die Artikel von Helfern sortiert und anschließend in Kisten gepackt werden. Die Fahrer bringen die Lebensmittel dann zu den Ausgabestellen, die bis nach Dahlen, Mockrehna, Dommitzsch und sogar in brandenburgische Mühlberg/Elbe reichen.

Gerade die zweite Tour sei es, bei denen die Helfer an ihre Grenzen stoßen. Das Problem verstärke sich noch, wenn demnächst ein zweites Fahrzeug angeschafft werde. Bei der wachsenden Zahl an Bedürftigen, sei das aber zwingend notwendig, so Helga Woy. Etwa 5.000 Menschen pro Monat werden derzeit von der Tafel in Torgau mit gespendeten Lebensmitteln versorgt.

Zahl der Bedürftigen wächst

Rund 140.000 Menschen in Sachsen haben sich in diesem Jahr mit gespendeten Lebensmitteln in den Einrichtungen der Tafeln versorgt. “Bei ständig wachsender Klientel”, sagt Matthias Thomas. Jährlich wachse die Zahl der Bedürftigen um 15 bis 20 Prozent, darunter auch Flüchtlinge, die vor allem in den drei Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz für Zulauf an den Einrichtungen sorgen. “Aber auch die Zahl der Senioren, die sich über die Tafeln versorgen, steigt.” Es werde immer deutlicher, dass die Rente für die Menschen nicht mehr reiche.

Im Landesverband Sächsischer Tafeln sind laut Matthias Thomas 39 Tafeln organisiert. Rund 16.000 Tonnen Lebensmittel wie Tiefkühlware, Molkereiprodukte, Konserven oder Obst und Gemüse haben die Tafeln in diesem Jahr in sächsischen Großmärkten und Discountern eingesammelt. Das entspricht einer Menge von mehr als 1.800 Lastwagen oder 60.000 Paletten, so Thomas.

Eine Frau steht vor einem Regal und sortiert Waren ein.
Die Personalsituation bei den sächsischen Tafeln ist angespannt. Besonders fehlt es den Vereinen an Fahrern. Bildrechte: MDR/Roland Kühnke

Zuletzt aktualisiert: 23. Dezember 2016, 13:52 Uhr

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